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  ILIAS
    Folge mir, wie ich der Rede Ziel in die Sinne dir lege

III. Körper-Ereignisse.

Das körperliche Geschehen, das Agieren der Körper wird in folgenden Bildern zum Ausdruck gebracht:


1.Vorstellungs-Bilder des Animalischen:

a) Tiere als Vergleich (Metapher):
"sann, was er wohl als hündischstes täte" (Ilias, X, 503),
"wie ein Widder", "wie wilde Eber", "wie Rohes verschlingende Löwen", "
wie schreiende Vögel" (häufige Attributverbindungen)

b) assoziative Vorstellungen animalisch-triebhaften Verhaltens:
"die Lanze, ... , ... , begehrend am Leibe des Manns sich zu laben"
(Ilias, XXI, 69 - 70)
"Könnten mich selber doch die Wut und der Zorn dazu treiben,
Roh abschneidend dein Fleisch zu verzehren" (Ilias, XXII, 346 - 347 )
"... dem möchte ich mich in die Leber
Beißen, mitten hinein, sie zu essen, das wäre die Rache"
(Ilias, XXIV, 212 - 213 )


2. Metaphern des Elementar-Naturhaften
(werden allerdings meist auf die Masse, d. h.: auf viele Krieger zusammen, angewandt(1)):

"wie sich die Meeresflut am widerhallenden Strande
Woge für Woge erhebt, getrieben vom Wehen des Westwinds
Draußen auf offener See behelmt sie zuerst sich, doch später
braust sie laut, sich am Festland brechend, und um die Klippen
bäumt sie gebogen sich hoch und speit dabei von sich den Salzschaum"
(Ilias, IV, 422 - 426)
"wie zwei Flüsse zur Winterzeit den Bergen entströmen
und in den Kessel zusammenwerfen ihr mächtiges Wasser
Beide aus großen Quellen kommend im Innern der Felsschlucht"
(Ilias, IV, 452 - 454)
"Hektor unter den vordersten trug den ringsherum gleichen
Schild; so wie aus Wolken erscheint der verderbliche Hundsstern,
Hell erstrahlend, und dann wieder taucht in die schattenden Wolken,
so erschien auch Hektor" (Ilias, XI, 61 - 64)
"wie ein rollender Stein von dem Felsen,
Den vom Rand herunter ein wintergeschwollener Fluß stößt,
Nach unsäglichem Regen den Halt des tückischen Felsens
Brechend; und hochauf springend fliegt er dahin und schlägt dann
Krachend ein in dem Wald" (Ilias, XIII, 137 - 141)


3.Verkörperungen des Erotischen:

"... O hätt ich dich unten
Doch in die Weichen getroffen und dir das Leben genommen" (Ilias, XI, 381)
"Eh sie die weiße Haut versehrt, nach der sie begehrten" (Ilias, XI, 574)
"... du
Wagst meinem langen Speere zu stehn, er wird dir die zarte
Haut zerreißen" (Ilias, XIII, 829 - 831)
"Riß ihm den Roßhaarbusch von dem Kopf, daß der ganze zu Boden
Niederfiel in den Staub im frischen Glanze des Purpurs.
Während er jenem im Kampf noch stand, den Sieg noch erhoffend"
(Ilias, XV, 537 - 539)
"meinen Ehernen Speer; daß du ihn doch ganz im Leibe empfingest!"
(Ilias, XXII, 285 - 286)
"Spähend, wo an dem schönen Leib eine Blöße sich biete"
(Ilias, XXII, 321 )




(1) Vgl. dazu Walter Benjamin in: D. Bauerle, 1988, S. 38: "Nichts unterscheidet den antiken so vom neueren Menschen, als seine Hingegebenheit an eine kosmische Erfahrung, die der spätere kaum kennt. (...) Antiker Umgang mit dem Kosmos vollzog sich anders: im Rausche. Ist doch Rausch die Erfahrung, in welcher wir allein des Allernächsten und des Allerfernsten, und nie des einen ohne des anderen, uns versichern. Das will aber sagen, daß rauschhaft mit dem Kosmos der Mensch nur in der Gemeinschaft kommunizieren kann."

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