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Im
Folgenden die Eröffnungsrede der ersten Lesung, um einen
gewissen Einblick in die Tendenzen des Projekts zu geben:
„wir
werden uns heute einem begriff annähern, den jeder kennt,
aber nur wenige wissen was er wirklich bedeutet: Anarchie. (frage
ans publikum..). im gegensatz zu dem womit dieser begriff zumeist
assoziert wird, nämlich chaos, gesetzlosigkeit, revolution,
terrorismus etc., bedeutet er schlicht und einfach „ohne
herrschaft“ und stammt aus dem griechischen (so wie das
verwandte wort hierarchie). es gab besonders gegen ende des 19.
jahrhunderts starke anarchistische bewegungen, sowie einige bahnbrechende
theoretiker (bakunin, malatesta etc.). die linke arbeiterbewegung
sowie der kommunismus wären ohne diese denker unmöglich
gewesen, und hier und da setzten sich anarchistische und anarchosyndikalistische
bewegungen durch ( z.b. katalonien). Ebenso gab es sehr starke
anarchistische gewerkschaften und einen internationalen anarchistischen
gewerkschaftsbund (iww) mit mehreren millionen mitgliedern. das
grundprinzip des anarchismus ist eine mischung aus selbstorganisation
und eigenverantwortung. in den worten alleister crowleys : "do
what thy willst! Love is the law, love under will!" oder
mit anderen worten „tue was du willst, ausser du fügst
jemand anderem damit schaden zu.“ oder in der umkehr des
berühmten macciavellischen leitsatzes: „teile und herrsche!“—„beherrsch
dich und teile!“. was wir hier definitiv nicht wollen ist
eine revolution anzetteln, zum aufruhr anstiften oder ähnliches.
zuallererst wollen wir, von unserem bildungssystem absichtlich
ausgeklammerte ideen bzw. alternative gesellschaftsformen vorstellen
und erklären. jeder der sich mit diesem thema ernsthaft auseinandersetzt,
wird mir zustimmen das eine anarchistische gesellschaft nicht
durch eine revolution im traditioellen sinn erreicht oder durchgesetzt
werden kann. Was aber sehr wohl denkbar und durchführbar
ist, ist eine langsame aber fundamentale etablierung gewisser
grundlagen, durch erziehung, aufklärung und vorbildhaftes
handeln, sowohl wie permanente selbstkritik in unserem umgang
mit unseren mitmenschen und unserer umwelt. wenn sich aus kleineren
gruppen, die sich im rahmen der legalität selbst organisieren,
mit der zeit grössere netzwerke bilden, kann es durchaus
in ein paar generationen passieren das sich das wirtschaftliche
system der ausbeutung selbst isoliert und unnötig wird.doch
bis dahin haben wir noch viel zu tun.
zur einführung in das thema werde ich ich heute auszüge
aus einem text mit dem originaltitel „anarchia“ des
italieners errico malatesta lesen, der ende des 19. jahrhunderts
während seines exils in england entstanden ist, und meiner
meinung nach die wichtigsten elemente der idee anarchie beleuchtet.“
Der
zweite Teil der Veranstaltungsreihe war ein offener Workshop an
der Donaulände. Hier ein Auszug aus der
Presseaussendung:
Wie
sich der/die Einzelne Freiheit vorstellt, wollten wir in einer
3-tägigen, offenen Kunstaktion an der Linzer Donaulände
herausfinden. Hauptziel dieser Aktion war es, zufällige PassantInnen,
auf der Donaulände Erholung Suchende, sowie durch die Flyer
oder die Ankündigung in der Linzer Rundschau angelockte InteressenInnen
dazu zu ermuntern ihr Bild des Begriffes Freiheit im Gespräch
oder in irgendeiner künstlerischen Ausdrucksform zu veranschaulichen
oder sich durch die Vielfalt der dargestellten Aspekte inspirieren
zu lassen.
Im Vorfeld wurde auf Radio Fro eine einstündige Sendung zum
Thema von uns gestaltet, welche dann auch während der Veranstaltung
regelmäßig abgespielt wurde.
Schon
während des Setups wurden wir von einer Radioreporterin des
Landestudios Oberösterreich zu der Veranstaltung interviewt.
Am Nachmittag des ersten Tages baute Claudia Czimek ihre Installation
auf und es wurden im Vorfeld an uns gesandte Videoarbeiten gezeigt.
Ob es am wechselhaften Wetter, am etwas abgelegenen Standort (welcher
uns von der Stadtverwaltung aufgedrängt wurde, da „in
dem Problembereich Donaulände keine Veranstaltungen stattfinden
dürfen“ oder am Desinteresse der zahlreichen) PassantInnen
lag, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, doch nahmen
relativ wenige die Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit
einem so präsenten Thema wahr.
Die
Resonanz der Personen die sich doch zu uns gesellten war aber
durchaus positiv und wir nutzten die Gelegenheit um selbst nochmals
tiefer über das Thema zu reflektieren, was unter anderem
in einer Videoarbeit von Christina Hartl-Prager und Andrea Reisinger
gipfelte, welche bei unserer Jahressaustellung im Dezember zum
Thema "Entwürfe" im ehem. Kliemsteinhaus gezeigt
wurde.
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