Der aus männlich-militärischer Ignoranz und Unlogik entstandene
Krieg in Jugoslawien, die österreichischen Reaktionen darauf sowie
das Leid hunderttausender BürgerInnen auf allen Seiten haben das
UnabhängigeFrauenForum veranlaßt, bei den anderen Frauennetzpartnerinnen
um Unterstützung für die folgende Resolution zu werben. Die Aktion
läuft zur Zeit.
Frauen gegen den Krieg
Statt einer Alibi-Aktion der Bundesregierung fordern die Frauennetzpartnerinnen
nicht nur rasche Hilfe für alle Opfer, sondern sofortige Friedenspolitik
Österreichs PolitikerInnen wollen aus dem Elend anderer politisches
Kapital schlagen. Diesmal mit dem Zusatz "Nachbar in Not - Frauen
gegen den Krieg". Mit konstruktiver Frauenpolitik hat die Prammer-Gehrer-Aktion
jedoch nichts zu tun.
Jene Frauen und Kinder zu unterstützen, die dem männlichen Krieg
mit Haut und Haar ausgeliefert sind, ist ein Zeichen humanitärer
Kompetenz und wird von den Frauen der unterzeichnenden Frauenorganisationen
auch im Rahmen des Frauennetzes auf der ganzen Linie unterstützt.
Eine Aktion "Frauen gegen den Krieg" zu starten, ohne jedoch gleichzeitig
die Forderung nach Beendigung des Krieges zu erheben, zeugt von
politischer Inkompetenz. Hier zeigt sich das doppelte Gesicht
der Aktion: "Frauen gegen den Krieg" lindert mit den Spendengeldern
zwar die Symptome des Krieges. Die Ursache der Grausamkeit aber
wird konsequent ignoriert. Politisch gesehen - und nicht anders
ist die Aktion zu verstehen, nachdem sie ja von Politikerinnen
initiiert wurde - spielt die Aktion "Frauen gegen den Krieg" in
die Hände jener, die auf den Krieg setzen.
Ein weiteres Armutszeugnis österreichischer Politik!
Warum setzt "Frauen gegen den Krieg" ausschließlich auf das soziale
Gewissen?
- Warum muß für die bitter nötige Betreuung der im Krieg vergewaltigten
und mißbrauchten Frauen gesondert gesammelt werden? Reichen die
allein im Rahmen der ORF-Aktion gesammelten 100 Mio. Schilling
von "Nachbar in Not" nicht aus, um eine fünf Millionen teure mobile
gynäkologische Ambulanz zu finanzieren?
- Ist "Nachbar in Not" sprichwörtlich zu verstehen, indem den Nachbarn
geholfen wird, nicht aber den Nachbarinnen?
- Warum soll die mobile Ambulanz erst im Juli im Kriegsgebiet eingesetzt
werden, wenn die Zahl der genötigten Frauen von Tag zu Tag ins
Aberwitzige steigt, wie wir alle wissen? Müssen diese Frauen tatsächlich
so lange auf medizinische und psychologische Betreuung warten,
bis "Nachbar in Not - Frauen gegen den Krieg" fünf Millionen für
eine mobile Ambulanz gesammelt hat, obwohl eine mobile Ambulanz
bei weitem nicht reicht?
- Und wer betreut unsere serbischen Nachbarinnen und deren Kinder,
die Hunger leiden, von den Luftangriffen traumatisiert und verletzt
sind? Sind das keine Nachbarinnen in Not?
- Leistet die Nato Schadenersatz für die Bombardierung von Flüchtlingen,
Zivilisten und zivilen Einrichtungen?
Angesichts der menschlichen Tragödien, die sich nur wenige hundert
Kilometer von Österreich abspielen, reichen Spendenaktionen allein
nicht aus. Politik ist gefragt.
Wir fordern daher:
- Das sofortige Ende des Nato-Bombardements, diese Forderung ist
auch von der österreichischen Bundesregierung als Vertretung eines
neutralen Staates öffentlich zu erheben
- Die sofortige Wiederaufnahme politischer Vermittlungen unter Oberhoheit
der UNO mit dem Ziel, die Vertreibungen und Ermordungen der Kosovo-AlbanerInnen
durch das Regime von Slobodan Milosevic zu beenden und auf ein
friedliches Zusammenleben aller Menschen in dieser Region hinzuarbeiten
- Die sofortige Einrichtung gynäkologischer, medizinischer und psychologischer
Betreuung für alle Opfer des Krieges, insbesondere der sexuell
mißhandelten Frauen, unabhängig von ihrer Herkunft, sowie der
verletzten und traumatisierten Kinder auf beiden Seiten - finanziert
aus den vorhandenen Spendengeldern sowie aus Budgetmitteln, allen
voran denen des Heeresbudgets.
- Politisch motivierte Vergewaltigung ist ein Asylgrund. Österreich
muß allen im Zuge der Kriegsereignisse vergewaltigten Frauen daher
nicht nur momentanen Aufenthalt, sondern - wenn sie es wünschen
- auch Asyl gewähren. Gleiches gilt für die tatsächliche Achtung
aller anderen Asylgründe.
- Reparationszahlungen und Wiederaufbauhilfe für die gesamte vom
Krieg in Mitleidenschaft gezogene Region von allen Mitgliedstaaten
der Nato - aus dem Budget, aus dem jetzt der Angriffskrieg finanziert
wird.
Diese Aktion wird bereits von folgenden Frauennetzpartnerinnen
unterstützt: Frauenparlament, Verein Österreichischer Juristinnen, UnabhängigesFrauenForum,
Frauenberatung Villach, Kassandra, Belladonna, WIFF, Bunte Bühne,
Netzwerk Österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen,
Verein der InformatikstudentInnen, Arbeitskreis Emanzipation und
Partnerschaft Innsbruck, Frauensolidarität, FrauMachtPolitik Vorarlberg,
FrauenForum Netzstrümpfe, Frauenservice Graz, Mafalda, abz wien
Chancen für Frauen - Chancen der Wirtschaft, Frauenhetz, Grüne
Frauen
Rückfragen: UnabhängigesFrauenForum, Weyrgasse 5, 1030 Wien, Tel.+Fax:
01/7130207 |