BILD-ANHANG:
I) Griechisches Vasenbild
1. Weißgrundige Lekythos, um 440 v. Chr.
II) Beispiele von Schriftbildern / Schautexten der Concept Art
2. lan Hamilton Finlay
3. Lawrence Weiner
4. Josef Kosuth
1 . Weißgrundige Lekythos (ca. 440 v. Chr.)
(Abb.)
"In ihren hochklassischen Meisterwerken überzeugt auch die
griechische Vasenmalerei durch Verzicht und nicht durch Überfrachtung. Ein
Beispiel für diese Meisterschaft mit überlegt konzentrierten Umrissen
die Idee zu verkörpern, ist die Zeichnung auf einer weißgrundigen
Lekythos der Zeit um 440 v. Chr., einem Salbaefäß, das als
Grabbeigabe diente (1).
- "Die Zeichnung hält eine charakteristische Form oder eine
bedeutsam Sache zur Weiterverwendung fest, oder sie ist Studie eines
Einzelteils, sie kann die Komposition eines geplanten Bildes angeben, oder sie
ist in erster Linie nichts weiter als Handzeichnung, das heißt, ein in
sich fertiges Kunstwerk. Auch Studien können in sich abgerundete Schöpfungen
sein.
Der Mensch besitzt einen Körper, er begreift die Umwelt im Wesentlichen
als Welt der Körper, und er erlebt sie als Welt der Farbe. Damit hängt
sicherlich zusammen, daß er gegenüber diesen sinnlichen Gegebenheiten
die Linie als etwas Abstraktes und Unsinnliches empfindet. Sie ist nicht
dieser oder jener Gegenstand, sie bezeichnet etwas, in der Regel Grenzen
und Richtungen. So ist sie in der künstlerischen Zeichnung Formgrenze oder
sichtbar gemachte Spur eines Bewegungsablaufs. (... )"
"Zeichnen ist in höherem Grade als Malen ein Wählen,
Entscheiden, Auslassen, ein geistiges Eingreifen, deshalb als unmittelbare,
persönliche, intime Äußerung der Individualität unschätzbar"
(Friedländer)" (2)
- "Marcel Duchamp verschmolz ab 1914 Dargestelltes und Darstellung in
der Strategie seiner "Ready-mades" (ursprünglich "le tout
fait, en série" benannt) und erhob somit die künstlerische
Geste der Auswahl und Präsentation an Stelle der handwerklichen Herstellung
von Objekten. Die Kreativität des Künstlers drückte sich nicht
mehr in der Besonderheit und Unnachahmlichkeit spezifischer Werke aus, sondern
in den geistigen Prozessen und Entscheidungen, die die letztendliche
Manifestation - in welchem Medium auch immer - determinierten." (3)
2. lan Hamilton Finlay
(Abb.) Pastor of Oaks, 1993
(Aus: Die Sprache der Kunst / Die Beziehung von Bild und Text in der Kunst
des 20. Jahrhunderts, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, hrsg. von Eleonora
Louis und Toni Stooss, Kunsthalle Wien, Edition Cantz, 1993)
"Die Besonderheiten sprachlicher Wirklichkeit, die Begriffe im
Vergleich zu den Gegenständen der Wahrnehmungswelt, ihre Abstraktheit und
Unbestimmtheit ermöglichen ein Kunstkonzept, das auf Leichtigkeit und
Transparenz und auf die Aktivität des Betrachters hin ausgerichtet ist. Die
hier angestrebten Resultate sind interdisziplinär, sie sind weder bildende
Kunst noch Literatur. Und je nach Interpretation werden die Bedingungen von
Sprache und Wort und die Eigenständigkeit der Begriffe sichtbar. Dabei eröffnen
sich Möglichkeiten, die für diese Art sprachlicher Präsentation
spezifisch und anders kaum realisierbar sind. " (4)
3. Lawrence Weiner
(Abb.)
(Aus: In Other Words / Wort und Schrift in Bildern der konzeptionellen
Kunst, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum am Ostwall, Dortmund, Edition Cantz,
1989)
- "Um nicht in Wissenschaft und Kunst auf verbrauchte Muster der
Literalisierung zu verfallen, "muß die Kunst die Reflexion sich
einverleiben (... ) Bereits Kahnweiler war angesichts der abstrakten Malerei "überzeugt,
daß die bildenden Künste nie mehr zur optischen Nachahmung der Außenwelt
zurückkehren werden", sondern ihr "Schriftcharakter" sich
immer deutlicher verwirklichen wird". Wie Übergänge zwischen künstlerischem
Schaffen und theoretischem Denken gelingen, wird ganz wesentlich über die
Zukunft der Kunst mitentscheiden." (5)
4. Josef Kosuth
(Abb.)
215. (+216. AFTER AUGUSTIN'S CONFESSIONS), 1989
(Aus: In Other Words / Wort und Schrift in Bildern der konzeptionellen
Kunst, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum am Ostwall, Dortmund,
Edition Cantz, 1989)
(1) (Flavio Conti, Wie erkenne ich griechische Kunst? Architektur,
Skulptur, Malerei, Belser, Zürich, 1979, Sonderausgabe, 1986)
(2) (J. Pawlik, Bildende Kunst: Begriffe und Reallexikon, Du Mont Verlag, Köln,
1979, 7. Auflage, 1982)
(3) (Ingrid Simon, Vom Aussehen der Gedanken / Heinz Gappmayr und die
konzeptionelle Kunst, Ritter Verlag, Klagenfurt, 1995)
(4) (Heinz Gappmayr in "Sprache als Möglichkeit von Kunst",
Vortrag, 1982, zitiert nach Ingrid Simon, 1995)
(5) (Michael Lingner, Text-Transformationen / Exemplarische Übergangsformen
zwischen künstlerischem Schaffen und begrifflichem Denken, in: Die Sprache
der Kunst, Katalog zur gleichnarnigen Ausstellung, Hrsg. Eleonora Louis und Toni
Stooss, Kunsthalle Wien, Edition Cantz, 1993)
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