No.8

Markus Zeindlinger, September 95
Das Festival "Der Neue Heimatfilm" - veranstaltet von der Local-Bühne Freistadt - geht von Mittwoch 30. August bis Sonntag 3. September in seine achte Runde und wir haben dazu ein Paket von 23 Filmen geschnürt, von denen die wenigsten in Oberösterreich schon zu sehen waren und manche in Österreich nie in die Kinos kommen werden. In diesem Sinne ist das Festival selbst - für diese fünf Tage - Heimat.
Das Programm hat eine große Bandbreite. Die Spanne reicht von den ersten Schritten der heimischen Jungen - die Linzer Regisseurin Edith Stauber zeigt ihren ersten Film OMA'S STIMME - bis zu den Klassikern der international Arrivierten. Unser Mitarbeiter Markus Vorauer hat seine Italien-Connection ausgebaut und heuer Giuliano Montaldo, vier seiner Filme und seinen Drehbuchautor Niccola Badalucco eingeladen. Montaldos bekanntester Film ist wohl SACCO UND VANZETTI. Besonders stolz sind wir aber auf die Kino-Weltpremiere (auch Moviemento Linz) von CIRCUITO CHIUSO, einem spannenden Film-im-Film Vexierspiel, das bislang nur auf der Berlinale gezeigt wurde. Es handelt sich dabei ausnahmsweise nicht um einen Heimatfilm, aber erstens um eine gute Gelegenheit und zweitens um unseren Beitrag zu "hundertjahrekino". Zweiter Italien-Import: Vito Zagarrio und sein Film BONUS MALUS, ein tragikomisches Roadmovie quer durch die Toskana. Mit einigen Filmen werfen wir Blicke in den Osten, in Regionen, die in politischen Umbildungsprozessen begriffen sind, auf Landschaften, die uns geheimnisvoll fremd sind und auf Menschen, die (noch) nicht wissen, wo ihre Heimat ist. Volker Koepp drehte seine bewegende Dokumentation KALTE HEIMAT in Ostpreußen. Er folgt ebenfalls unserer Einladung nach Freistadt. WELTMEISTER erzählt vom Verlust von Heimat und Kindheit in einem Deutschland nach der Wende. Für die eindringlichen Bilder zeichnet Slawomir Idziak verantwortlich, der bei den meisten Filmen von Kieslowski die Kamera führte. Georgien Ende der 30er Jahre zeigt DER WALZER AUF DER PETSCHORA. Und DAS REISFELD führt uns durch den Jahreslauf von kambodschanischen Reisbauern. Bilder von großer Reinheit und zarter Poesie schildern, wie der Zyklus des Lebens und des Reises in Gefahr gerät.
Zwei deutsche Produktionen dramatisieren authentische Ereignisse zu Spielfilmen. Der eine, LENI, schildert das kurze Leben eines jüdischen Mädchens zur Zeit des heraufdämmernden Faschismus. Kameramann Marian Czura begleitet diesen Film. Der zweite, DREI TAGE IM APRIL von Oliver Storz (ebenfalls anwesend), spielt im Frühjahr 1945 in Schwaben, erzählt vom Wegschauen, Abschieben und Vergessen. Gleichfalls mit authentischem Fotomaterial arbeitete Urs Odermatt an seinem Spielfilm WACHTMEISTER ZUMBÜHL. Das Drehbuch entwickelte er übrigens unter Mithilfe von Krzysztof Kieslowski.
BRIGITTA und DER STAND DER BAUERN lassen sich in sehr engem Bezug zu unserer Region sehen. Aus diesem Grund zeigen wir sie auch außerhalb von Freistadt. BRIGITTA ist die Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Adalbert Stifter, der unter anderem in Kirchschlag bei Linz und Aigen im oberen Mühlviertel gelebt und gearbeitet hat. In Zusammenarbeit mit dem Adalbert-Stifter-Institut zeigt Regisseurin Dagmar Knöpfel ihren Film auch in Aigen und auf Schloß Wildberg.
DER STAND DER BAUERN greift exemplarisch einige schweizer Bauernbetriebe heraus und geht ihren Überlebensstrategien nach. Der schweizer Dokumentarist Christian Iseli wird unter anderem beim Wirt z'Trosslsdorf und im Gasthaus Bauer, Weitersfelden, zugegen sein, um über den Film zu reden und möglicherweise Vergleiche zu den hiesigen landwirtschaftlichen Betrieben zu ziehen.

Einen ausführlichen Katalog zum Festival könnt Ihr gerne bei uns anfordern (Tel. 07942/4701). Er enthält Inhaltsangaben zu allen Filmen und einen übersichtlichen Programmkalender über das gesamte Festival. Die Eintrittspreise betragen: öS 80,- für eine Einzelkarte, öS 150,- (ermäßigt öS 120,-) für eine Tageskarte und öS 360,- (erm. öS 280,-) für einen Festivalpaß.