Über Tradition, Kultur und Revolution

Gab es in den 80er Jahren noch internationale linkssozialistische Kulturfeste (Friedensfestivals, ...), wo man sozialistische Kultur und Tradition pflegen konnte, so sind diese Zeiten seit dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus vorbei.

Damals durften in den Plattensammlungen Linker auch die Schmetterlinge nicht fehlen. Das Weltbild hat sich seitdem jedoch gewaltig verändert und so auch die revolutionäre Kultur. Welcher Revolutionär kann heute noch die SpanienkämpferInnen- Lieder singen? Oder wer hört heute noch Ernst Busch? Ich glaube, kaum ein Linksrevolutionär kennt diese Lieder der Arbeiterklasse. Es geht mir hierbei jedoch nicht um Traditionalismus oder Nostalgie, die plötzlich ausgebrochen ist. Vielmehr geht es mir darum, zu hinterfragen, warum dieses Liedgut notwendig war und ist.
Das Liedgut ruft nicht nur den Kampfgeist hervor und pflegte alte Traditionen, sondern soll auch Zusammenhalt darstellen. Eine Kultur außerhalb des kommerziellen Gebrauchs, sozusagen kapitalistisch entfremdet.

Keiner wird wohl heute behaupten können, daß nur Linke und Revolutionäre Hardcore lauschen. Was ist zum Beispiel an "Rage Against The Machine" so antikapitalistisch außer deren Texte? Die haben sich doch kaum dagegen gewehrt, von MTV kommerzialisiert zu werden. Doch was sollte MTV mit einem Ernst Busch oder Brecht anfangen! Kultur für die revolutionäre Arbeiterklasse und sozialistische Denkanstöße, das ist es, was uns ein Brecht auch heute bieten kann. Niemand wird wohl bestreiten können, daß das Einheitsfrontlied Denkanstoß und Kunst zu gleich ist. Ein Gegenpol zur kapitalistischen Kultur sollte gebildet werden und dies ist auch heute nur mit solchem Liedgut zu erreichen. Sobald Hardcore, Hip Hop oder sonstiges verkommerzialisierte wird, bildet es wohl kaum einen Gegenpol. Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen "Kurort" und "Offspring", doch den Unterschied merken nur diejenigen, die ihn auch bemerken wollen.

Es ist wichtig Alternativen zur kapitalistischen Kultur zu bieten, doch es ist auch wichtig das Bewußtsein für eine revolutionäre ArbeiterInnenbewegung zu bilden. Bewußtsein ist eine Frage der Bildung und Erziehung. Nicht umsonst singen die "Roten Falken" Lieder über Freundschaft und Völkerverständigung, und nicht umsonst gibt es Lieder wie die "Internationale" ("Wacht auf verdammmte..." usw).
Da gilt es natürlich auch die SPÖ zu kritisieren, die auf solche Dinge keinen Wert mehr legt. Da wundern sich die GenossInnen, warum es immer weniger engagierte Jugendliche innerhalb der Sozialdemokratie gibt. Wie denn auch, wenn kein Bewußtsein vorhanden ist. Tradition wird in der SPÖ schon lang verachtet, man könnte ja als revolutionär und antikapitalistisch gelten.

Rückbesinnung auf alte Tage und Weisheiten würde der maroden Sozialdemokratie gar nicht schaden. Besonders in Zeiten wie diesen, wo der reaktionärste Kapitalismus an die Haustür klopft, wäre die Schaffung einer ArbeiterInnenbewegung auch auf kultureller Basis notwendig.