LINZ-ATHEN

Montag 27 April
Erhöhte Betriebsamkeit auf Grund der bevorstehenden Abreise. Besuche den Bauern in Schnabling bei dem das Pferd untergestellt ist. Die Pferde sind aus der Koppel entwichen und weiden unter Obstbäumen. Unsere Glücksgans ist leider vom Nachbarhund zu Tode gehetzt worden.


Dienstag 28 April
Der Bauer Puchner kommt vorbei, wir aber sind am Aufbrechen. Das Badewasser dampft. Der Topf des Kindes steht herum. Der Mann verspricht eine Fuhre Heu zu reservieren.
Im Express Anton Bruckner nach Graz. Ziemlich leer. Das Personal geht spazieren. Schneebedeckte Berge. Franzis rennt den Gang auf und ab. Auf dem Festland grosse Geschäftigkeit. Die Felder pico bello. Aufgeräumte Industrien. Kinder auf einem Fussballfeld. Franzis besucht einen Hund im Nachbarabteil. Herren an Rasenmähern nahe Rohr und Bad Hall. Gepflegte Strassen. Meine Damen und Herren wir erreichen in kürze Kirchdorf an der Krems. Birnenförmige Waggons mit der Aufschrift Quarz. Quietschen der Bremsen. Gerüche aus dem Güllefass nahe Micheldorf. Klaus. Der Stausee im engen Tal. Die Bahn am Hang. Kalkwerk Steyrling der VÖEST. Im Tunnel unterm Pyhrn will Franzis unbedingt das Clo besichtigen. Rottenmann um 19:00. Schemen eines entgegenkommenden Lastzuges. Die riesige Halle einer Islamic company mit Dutzenden Sattelschleppern davor. Franzis ist mit dem Anhauchen der Fensterscheibe beschäftigt. In der Ferne drei LKW Züge auf einer Stelzenstrasse. Das Tal ist breit, allein der Fluss ist nicht zu sehen. Immer wieder Grabungsaktivitäten. Schwarze, sumpfige Erde. Der junge Mann am Fenster nimmt Kopfhörer in Betrieb. Packe die Jause aus. Roggenbrot, im eigenen Backofen gebacken, ein rabenschwarzes Osterei, Vorarlberger Bergkäse.
St. Michael. Unzählige Oberleitungen, Lastzuggarnituren, Stellwerke. Durchfahren einen Tunnel und befinden uns im Murtal. Graz. Eine Schulklasse steigt aus. Ein Saxophonspieler erwartet sie mit my dad is rich, my mam is good looking. Durch die Katakombe zum Bahnsteig 2. Express Slavia. Suchen uns ein Abteil, Franzis labt uns mit Malventee aus dem Kunststoffbecher. Dunkelheit. Kurz nach Abfahren schon Aufschlagen der Tür und Guten Abend Passkontrolle.


Mittwoch 29 April
Am Morgen Blick auf endlose Ebene. Jugoslawien. Riesige Felder, frisch bearbeitet. Dazwischen grüne Streifen, eine Pappelplantage, ein Dorf. Bescheidene, grau weisse Häuser. Auf der anderen Seite des Abteils die Morgensonne, feuerrot. Hie und da ein paar Büsche inmitten eines gewaltigen Feldes. Im Abteil bläst die Heizung unkontrollierbar. Wir trocknen aus. Das Ticket kostet 11.000 Dinar bis Gevgelja, das sind 1300km. 1000 Dinar sind 2$. Eine Wand von Getreidesilos. Hinter Buschwerk fährt eine Dampflokomotive entlang von Feldern. Stapel von Bahnschwellen. Ein Kirchturm in der Ferne. Der Feuerball steigt langsam auf und verliert seine rote Farbe. Sremska Mitrovicka, Strassen ohne Autos. Beograd. Ferne Wohngebirge. Weggeworfenes Verpackungsmaterial, zerbrochene Flaschen auf den Gleisanlagen. Suche ein Fotogeschäft um Filme zu kaufen. Direkt vor dem Bahnhof ein schwerer Unfall. Eine Strassenbahn und ein LKW stossen zusammen. Dumpfes Geräusch, Staubwolken, splitterndes Glas. In der LKW Kabine befinden sich drei Männer. Ein Retter versucht mit einer Brechstange die Wagentür zu öffnen. Geschockt gehen wir zum Zug. Fahren an Gärten vorbei. Maiskolbenspeicher. Im Gras die verlorene Kette eines Raupenfahrzeuges. Hochspannungsleitungen. Ein schmaler Fluss, der in Mäandern davonfliesst, gesäumt von Gebüsch, an dem der gesamte Kunststoffabfall der umliegenden Ortschaften hängt. Ripans, ein Dorf an einem Fluss. Blühende Bäume und Büsche. Tunnels, Brücken geschützt durch Türme mit Zinnen. Auch in diesem Abteil ist etwas kaputt. Das Fenster lässt sich zwar öffnen, schnellt aber gleich wieder hinauf. Spalierobstanlage. Von Pappeln gesäumte Landstrasse. Blühender Löwenzahn. Der Zug hält mitten im Gelände. Ein Herr aus Skopje schenkt mir ein Pivo. Nektar svijetlo aus Banja Luka. Teilen das Abteil mit Branca, einer blonden Frau und ihrem Freund, der eine schwarze Jacke trägt und Schnupfen hat. Aranciatta guizza 2 litri.
Mladenavac. Industrieanlage mit kaputten Fensterscheiben. Geborstene Lagerhallenwände zwischen denen Mineralwolleballen hervorquellen. Franzis wickelt ihre mini Puppe in Serviette und Taschentuch. Der Zug fährt durch den Auwald der Morawa. In einem Baum ein Fiat KFZ, oder die Reste davon. Schafe mit Hirtin. Immer wieder sumpfige Stellen am Fusse des Bahndammes. Dort landet der kaputte Kühlschrank. Palanka. Grosszügig angelegte Felder. Alte Ziehbrunnen wie in der Puszta.
Markovac. Kohlegeruch von der Dampflok. Wieder Felder und Wiesen, gesäumt von Baumreihen. Hie und da ein Pferdefuhrwerk. Bauern, die auf den Feldern arbeiten. Kleine Hütten aus Maisstroh. Der Zug hält an einem Hang. Ausblick auf die unterhalb vorbei führende Autobahn und den Fluss im Tal.
Bahnbodenpersonal mit roten Handfahnen. Hungarocamion Budapest Telex. Ektrans Turkey. Heide und Franzis sind dem Glockenton des Speisewagenkellners gefolgt. Weiterfahrt. Riesige Getreidesilos, eine Stelzenstrasse, die in der Luft endet. Ein Rindergespann auf einem Feld. Der Zug fährt ganz langsam. Eine Baustelle. Ein neuer Schienenstrang wird verlegt. Es fehlen noch die Kieswaggons. Rabenschwarze Eisenbahnschwellen liegen auf weissen Kunststoffbahnen. Im Abteil eine neue Konstellation. Eine goldblonde Frau im Kostüm und Kinder. Der Mann, der mir das Bier spendiert hat steht am Gangfenster. Vor uns eine grössere Brücke. Der Zug steht wieder. Franzis streckt alle viere von sich, zwei davon auf mich. Fünf weisse Ziegen und ein Kitz und die Hirtin liegt auf dem Boden und stützt sich den Kopf mit einer Hand. Niš Blühender Flieder in einem Hinterhof nächst einer tickenden Schrankenanlage. Zwischen Niš und Skopje Gespanne mit Kühen auf kleinen Feldern. Offenbar wird heute im ganzen Land Mais angebaut. Furchen werden gezogen und die Körner eingelegt. Später wieder brettebene Wiesen mit Kuhherden in der Ferne. Ein junger Ziegenhirte lagert auf einem Stapel Eisenbahnschwellen. Auftauchen von roten Erden. Wieder eine total mit Kunststoffruinen vermischte Flussufervegetation. Weinbaugebiet. Skopje liegt zurück. Der Zug fährt durch ein enges unbewohntes Flusstal. Die Hänge sind ausschliesslich mit Gebüsch bewachsen, Ziegen treiben sich darin herum. Wilde Gegend. Telegrafenmasten sind kilometerweit alle umgesägt und liegen, vom Gras schon halb verwachsen, am Fusse des Bahndammes.


Donnerstag 30 April
Der Zug fährt durch eine Ebene nahe Levadia. In der Ferne schneebedeckte Berge. Wasserlachen auf den Feldern. Aufenthalt in Thiva. Eine riesige Föhre mit Zapfen bewegt sich im Wind. Eine Kirche im byzantinischen Baustil. Ein Esel in der Wiese.


Freitag 1 Mai
Piräus. Grau und bewölkt. Besichtigen ein Zimmer im Hotel Piräus direkt an der Hafenpromenade. Sehr laut aber billig. Weitere Zimmer in den Hotels Glaros und Galaxi. Steigen schliesslich im Hotel Santorin ab, weil uns der Rezeptionist, ein alter Mann, sympatisch ist. Fragen in einem port authority bureau nach den Destinationen der Schiffe, die gerade im Hafen liegen. Ein Mann von einer shipping agency bietet uns seine Hilfe an. Er versichert uns, dass kein Frachtschiff Passagiere mitnimmt. They don't accept passengers. You are wasting your time.