BELET HAWO-LUUGH GANANA-MOGADISHO


Dienstag 23 Juni
Esther de Luka holt uns mit ihrem Wagen ab und bringt uns zur Grenze. Der erste Posten schickt uns wieder zurück in das office des DC. Alle möglichen Formulare müssen noch ausgefüllt, diverse Fragen beantwortet werden. How did you like Kenya?
Schon seit dem Aufstehen ein flaues Gefühl im Hinblick auf die bevorstehenden Grenzformalitäten. Warum habe ich nicht das letzte Mirá noch gekaut, anstatt es im Hotel zurück zu lassen? Die weiteren Fragen stellt der Uninformierte. Where do you come from? Where have you been in Kenya? What is your name? What is your profession? How much was the flight?
Nach all dem Unfug fragt er auch noch: Do you have friends here? Was soll ich darauf sagen? Ja oder nein? Bei nein meint der Typ mit den Formularen, was denn mit dem Soldaten sei, mit dem wir uns gestern getroffen und Tee getrunken haben. Aha? Heide kann das leicht beantworten. Ob es da überhaupt etwas zu erklären gibt? Der Pass von Franzis gibt offenbar auch Rätsel auf. Warum hat das Kind einen eigenen Pass? Man entlässt uns. Vor dem office des chief police officer oder immigration officer dürfen wir noch ein wenig warten. Der Mann empfängt uns, wechselt ein paar Worte der Höflichkeit und drückt den Stempel in die Pässe. Wir steigen wieder ins Auto ein und fahren durchs Gelände. Ein Posten der Kenya police lässt uns anhalten, begnügt sich aber mit der Bekanntgabe unseres Zieles und lässt uns passieren ohne im Gepäck zu wühlen. Ein Stück weiter halten wir an einer improvisierten Hütte, davor jede Menge Personen lagern, teils civil teils uniformiert. Wir holen das Gepäck aus dem Wagen. Franzis bekommt noch ein kleines Packerl geschenkt. Die herumlungernden Kollegen werden schon ungeduldig. Sie wollen etwas sehen. Unsere Pässe wandern durch diverse Hände. Das Gepäck wird besichtigt, oberflächlich. Keiner greift es an, sie zeigen mir bloss, was ich tun soll: aufmachen, herausnehmen, zumachen. Den zweiten Rucksack muss ich nicht öffnen. Wir verabschieden uns von Esther.
Ein junger Mann eskortiert uns in das Büro des chief police officers. Als wir eintreten, verlässt gleich ein ganzer Schwarm Anwesender die Sitzbänke und empfiehlt sich. An der Wand Farbbilder des Präsidenten, keine Fotos. Aber nicht bloss eines sondern gleich sieben. Der Präsident in verschiedenen ernsten Posen. Ich kann mich beinahe nicht loslösen von den Bildern. Der officer, ein hagerer, älterer Typ mit Barett, Orden und dunklen Sonnenbrillen begrüsst uns bloss und reicht uns zur immigration weiter. Dorthin müssen wir wieder ein Stück gehen. Im office sitzen zwei jüngere Typen, der eine empfiehlt sich, der andere geht seiner Tätigkeit weiter nach. Wir warten auf eine wichtige Person, wissen aber nicht warum. Endlich taucht der Mann auf. Wir werden angewiesen, in seinem office zu erscheinen. Seine Miene verheisst nichts Gutes. Ein kettenrauchender Dolmetscher sitzt am Tisch, unsere Pässe liegen vor dem ernsten Herrn, der kein Wort englisch spricht.
Er will wissen, woher wir kommen, wohin wir wollen und vor allem Name und Adresse von einer Person, die wir kennen. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir kennen niemand in Somalia. Der Dolmetscher erfreut uns mit der Schilderung, dass für unsere Sicherheit gesorgt werde und betont die Brüderlichkeit der beiden Staaten Somalia und Austria.
Die Sache mit der Kontaktperson eskaliert. Wir geben den Namen von Malik bekannt, den wir in Nairobi in der Nyandarwa Lodge kennengelernt haben. Ihn wollen sie befragen, ob er für die Zeit unseres Aufenthaltes für uns garantieren könne. Wofür fragen wir uns und den ernsten Herrn. Der kommt darauf zu sprechen, ob wir ausreichend Geld mithaben und auf die Summe von 200 Dollar, die wir bezahlen müssen. Wofür fragen wir und finden es einfach zu teuer. Der officer wird noch ernster und winkt ab, in seinen Sessel zurückfallend. Der Dolmetscher winkt auch ab und wiederholt: the boss refused, the boss refused. Ich denke, das ist die Höhe und komme auf die 200 Dollar zurück, nehme die auf dem Tisch liegenden Pässe und erkläre dem Dolmetscher haarklein, dass sämtliche Visa zusammen nicht 200 Dollar gekostet haben. Das Wort visa und die aufgeschlagenen Seiten in den Pässen erhellen das Gesicht des officers. Er ist plötzlich mit allem zufrieden. Der Dolmetscher versucht das beste für sich herauszuholen und entflieht. Wir können gehen. Der Dolmetscher verfolgt uns bis in ein Hotel immer wieder dies und jenes beteuernd. Er gibt uns seine Adresse, aus der Unterhose oder einem Socken holt er ein in Kunststoff verschweisstes Kärtchen, um uns irgendetwas zu beweisen, den Hotelangestellten jagt er herum. Schliesslich verschwindet er endlich.
Wir sind im Ort Belet Hawo, Beled Xaawo, gelandet. Das Hotel besteht aus einem mit Wellblech überdachten Hof, vollgestellt mit Stahlrohrbetten. Wir spazieren in ein Lokal mit dem Namen Central Cold Drink B. Hawo. Ein paar aus Eisenrohren zusammengeschweisste Stühle stehen unter Schatten spendenden Bäumen. Am Lokal vorbei führt die Strasse zurück Richtung Grenze, auf der anderen Seite des Platzes befindet sich eine police station und ein LKW Parkplatz. In der Mitte dieser sandigen Wüstenei ist ein politisches Monument errichtet. Ein ummauertes Areal mit einem Denkmal. Mehrere Betonsockel und alles schön bunt bemalt. Viel hellblau, gelb und rosarot. Auf den Sockeln ein Podest, an den Wänden fünfstralige Sterne.
Viel mehr Fahrzeuge als in Mandera sind unterwegs. Toyota LandCruiser und andere 4WD luxury cars scheinen ständig auf Spazierfahrten unterwegs zu sein. Ein army Land Cruiser hält an und vom Fahrer erfahren wir in gutem Englisch, dass er einmal in Vienna gewesen ist. Natürlich will er auch wissen, ob wir Visa haben und ob wir schon im Immigration office gewesen sind. Dann will er auch noch wissen, wo wir untergebracht sind, weil er für unsere Sicherheit verantwortlich ist.
Übersiedeln in ein anderes Hotel, das etwas grosszügiger angelegt ist und einen angenehmeren Ausblick bietet. Wir duschen endlich und versuchen zu rasten, aber viele Fliegen fühlen sich in unserer Nähe sehr wohl. Wir brechen das Vorhaben ab und spazieren in ein Restaurant. Es ist nicht Essenszeit und die Spaghetti sind kalt. Die Tischplatten sind mit Dieselöl eingesprüht, wegen der Fliegen. Auch die Wände aus eng zusammengestellten Ästen. Anfangs ist der Garagencharakter etwas irritierend. Sehr bald schon hat man den Eindruck, dass Diesel eine saubere Sache ist.
Die Einheimischen haben eine besondere Beziehung zu Diesel. Immer wieder sieht man Beifahrer von LKW an einem Schlauch saugen, wenn Diesel von einem Blechfass auf der Ladefläche in den Tank geleitet wird. Selbst Passagiere beteiligen sich an diesen Transaktionen. Diesel fliesst dabei auch über die Hände, was aber niemanden stört.
Die Nacht ist angenehm kühl. Franzis fällt aus dem Bett, ungefähr eine Zehntelsekunde bevor Heide sie an ihrem Fuss festhalten kann. Dies ist umso geheimnisvoller, da wir die Betten in den Hof stellen und Franzis allein im Zimmer unter dem Netz liegt.


Mittwoch 24 Juni
Morgen. Begeben uns zu den verschiedenen LKW und fragen nach einer Fahrgelegenheit nach Luugh Ganana. Dies ist schwierig, weil keiner der Fahrer englisch spricht. Immer wieder aber treffen wir jemanden, der italienisch spricht. Die meisten LKW sind leer und warten auf eine Ladung aus Mandera. Einige wollen uns nicht mitnehmen. Sind sie etwa schon voll oder ist es ihnen nicht erlaubt? Aus welchen Gründen auch immer, bleibt uns verborgen. Auf dem Weg spricht uns jemand an und macht uns auf einen LKW aufmerksam, der angeblich nach Luugh fährt. Ein Dolmetscher tritt auf, später stellt sich heraus, dass er an dem Unternehmen beteiligt ist, was auch egal ist. Ein anderer, der kein englisch spricht, bestätigt uns auch, dass der Wagen, ein klapprig aussehender Isuzu, nach Luugh fahren wird. Der Dolmetscher wiederum versichert uns; dass nur wir und der Fahrer in der Kabine sitzen werden und dass der Fahrpreis 800 Sh beträgt. Auf der Ladefläche kostet die Reise 200 Sh. Bei der Ermittlung der Abfahrtszeit ergeben sich ziemliche Verständigungsschwierigkeiten. Zum einen, weil hier eine andere Zeitrechnung gilt. Sechs Uhr morgens ist one o'clock. Das zweite ist, dass wir lange nicht durchschauen, wovon die Abfahrt abhängig ist, nämlich von der Zahl der Passagiere, die sich im Laufe eines Tages ansammeln. Der Transportunternehmer wartet also so lange, dass sich die Fahrt nach Luugh gerade noch bei Tageslicht ausgeht. Die Streckenlänge ist 120 km. Da muss schon mit einer Fahrtzeit von 6 Stunden gerechnet werden. Vor ein Uhr nachmittag hätten wir uns nicht beim LKW einfinden müssen. Diese Zusammenhänge nicht berücksichtigend trinken wir rasch noch in einer Bude einen Tee und beeilen uns, das Gepäck, das umfangreiche, herbeizuholen. Halten uns dann rund um das Fahrzeug Isuzu auf, zuerst vor einer Teebude unter dem spärlichen Schutz eines WellblechVordaches, später im Inneren der Hütte. Der Wagen fährt nicht ab. Das Warten ist anstrengend und ich schlage vor, auf die Weiterfahrt zu verzichten und ins Hotel zurückzugehen. Wir holen das bereits in der Fahrerkabine verstaute Gepäck wieder heraus und gehen zurück ins Hotel. Dort finden wir aber keine Ruhe und gegen Mittag etwa brechen wir wieder auf, um ein Restaurant aufzusuchen. Da trifft der Dolmetscher eilig ein und vermeldet, dass der LKW Isuzu gleich abfahren werde. Wir schleppen unser Gepäck wieder durch den Staub, vorbei an vielen teilnahmsvollen Gesichtern. Beim Wagen herrscht tatsächlich Geschäftigkeit. Frauen klettern auf die Ladefläche. Kleine Kinder werden nachgereicht. Andere Passagiere kraxeln herunter. Immer wieder wird etwas verhandelt. Der Dolmetscher ist beschäftigt, weiters sind da noch der Fahrer, der Beifahrer, der Unternehmer und der erste Mechaniker. Irrtum vorbehalten. Es bleibt noch Zeit herumzusitzen und Cha, Tee, zu trinken, diese süsse Brühe. Endlich das Zeichen zum Aufbruch. Der LKW wird angeschoben und der Motor springt an. Ein sogleich hinter den Reifen gelegter Stein aber gibt zu denken. Der Wagen bleibt gestartet, der Motor läuft vor sich hin. Das Fahrgeld wird kassiert. Sodann fährt der Wagen tatsächlich ab. Der Fahrer versucht eine Runde zu drehen. Will er Umkehren? Jedenfalls stirbt der Motor wieder ab. Passagiere steigen ab, neuerliches Anschieben des Wagens. Endlich fährt der Wagen ab. Leider in die falsche Richtung. Diverse Personen, auf den Trittbrettern stehend, lassen schon ähnliches erahnen. Der Fahrer fährt zum immigration office. Alle Passagiere müssen absteigen. Ein Typ, der auch zuvor schon immer da war, ist plötzlich police chief. Für alle anderen wahrscheinlich nichts Neues, bloss für uns. Der junge Mann trägt blue jeans, T-Shirt und Westernstiefel. Unterm shirt ist lässig das Handwerkszeug seiner Berufsgruppe verborgen, die Präsenz desselben aus der charakteristischen Ausbuchtung und dem Verlauf des Mündungsrohres ersichtlich. Kurz darauf verschwindet das Schiesseisen in seiner hinteren Hosentasche. Zu uns sehr freundlich, zu Franzis direkt überschwenglich, kann seine Laune in der nächsten Sekunde auf todernst und wichtig umschlagen. Die Passagiere, zumindest ein Teil davon, stehen im Halbkreis. Er lässt jeden nach kurzer Befragung gehen und wieder auf den Wagen steigen. Die Prozedur dauert einige Zeit. Endlich fahren wir ab. Diesmal in die richtige Richtung. Allein am Ortsende bleibt der Wagen stehen. Der Fahrer entschwindet. Der Dolmetscher will von uns das Fahrgeld, entschuldigt sich dann aber und verflüchtigt sich ebenfalls. Der Grund des Aufenthalts ist, so erfahre ich, das Fahrgeld zu zählen. Herrlich. Das Zählen dauert lange. Inzwischen finden sich weitere Fahrgäste ein, die hart verhandeln. Es wird herumgestritten, der Fahrer trifft wieder ein und der LKW setzt sich von neuem in Bewegung. Den Schatten eines Baumes verlassend, laufen die Fahrgäste herbei und steigen auf. Die Fahrt geht wieder zurück. Ein Trittbrettfahrer springt ab, geht in ein Geschäft, kommt zurück, Gequassel. Wir fahren endlich ab in Richtung Luugh Ganana. Ausserhalb des Ortes bleibt der Fahrer wieder stehen. Er debattiert schon seit geraumer Zeit mit einem bestimmten Passagier, jetzt ist er nahe daran auszusteigen und demjenigen einen Faustschlag zu versetzen oder umgekehrt. Ein Beifahrer springt dazwischen, ein anderer drängt den Fahrgast ab. Der spuckt noch einmal verächtlich aus, dann fahren wir.
Seltsamerweise war gerade dieser Mann zu uns sehr freundlich. Er hat uns zwei Dosen Bolina sardines geschenkt, als wir vor dem immigration office warten mussten. Habe ihm dafür Zigarillos in der Blechdose angeboten.
Die Fahrt führt wieder durch die Steppe. Von Strasse keine Spur. Vielmehr ein halbes Dutzend verschiedener Reifenspuren, die kreuz und quer ineinander und auseinander laufen. Roter Staub, die Löcher der letzten Regenperiode, knapp vorbei an Dornbüschen. Der weiche Boden wechselt mit einem steinigen. Ebendasselbe Sedimentgestein, das hier überall schlummert.
Wir stoppen an einem harmlosen check point und werden mit saurer Milch gelabt. Kurz darauf rattern wir wieder durch Staubwolken oder auf Felspisten. Plötzlich heult der Motor auf, aber der Antrieb bleibt aus. Das Fahrzeug kommt zu stehen. Die Motorhaube wird geöffnet, die Werkzeugkiste ebenfalls. Es wird geschraubt, unter die Motorhaube gekrochen, ungeachtet des rotierenden Ventilators. Wir suchen Schutz im Schatten des Fahrzeuges. Wir haben kein Wasser mitgenommen. Fatal. In der Fahrerkabine schmort unser Gepäck. Die Reparatur ist überraschend schnell durchgeführt und weiter geht die Fahrt. Es ist kaum zu glauben, aber immer wieder wird die Piste noch schlechter. Enorme Staubwolken verhüllen die Sicht. Wir werden durchgeschüttelt, sodass wir Mühe haben, nicht zerschmettert zu werden. Der Fahrer ist ein sympatischer, junger Mann. Unter den verschiedenen Fahrspuren wählt er oft diejenige aus, die mir am wenigsten vertrauenerweckend erscheint. Einmal fährt er in Folge von Panik quer über mehrere Fahrrillen. Wir schlagen uns beinahe die Köpfe wund an der Fahrerkabine. Das Gepäck steht in der Luft, ebenso der ganze Sitz. Der arme Wagen fällt in sich zusammen.
Wir erreichen ein Dorf und treffen auf eine solid fundamentierte Strasse. Am Strassenrand sind die systematisch gestellten Steine sichtbar. Dann und wann eine Wasserunterführung. Eine Strasse aus früheren Zeiten. Dem Fahrer aber ist sie suspekt, er weicht in den Busch aus und kurvt lieber im Staub herum.
Wir sehen eine grosse Anzahl von Dromedaren, kleinere Rinder- und Ziegenherden.
Am Abend erreichen wir Luugh Ganana, das Dorf vor der Brücke über den Webi Juba. Maschinengewehrnester an den Brückenköpfen.

Ankunft in der Dunkelheit. Wir fallen in die nächstgelegene Wellblechunterkunft. Hotel Deewo. Die Petroleumlampen werden gerade angezündet. Da ein heftiger Wind weht, stellen wir die Betten ins Freie, in einen abschüssigen Hof. Die Mosquitos entwickeln eine unglaubliche Windresistenz. Lässt der Wind nur ein bisschen nach, stürzen sich die Kollegen aus ihren Verstecken, gondeln tollkühn durch die Turbulenzen und erreichen garantiert eine ungeschützte Körperstelle, wo sie sich niederlassen und ihrem Geschäft nachgehen. Immer wieder wird dieses Grauen erregende, vom Wind verzerrte und vertragene Bzzz an mein Ohr geweht. Unter den zahllosen Angriffen zerbröselt die von der langen Fahrt bereits geschwächte Wachsamkeit. Dutzende Mosquitos stechen Franzis ins Gesicht und in ihre kleinen Arme. Zeitweise bläst ein derartiger Wind, dass es uns das Bettzeug beinahe wegweht. Das Bett ist eine elende Falle, in der wir beide stets in die durchhängende Mitte abrutschen. Verrenke mich wie ein Akrobat um das zu verhindern. Der resultierende Schlaf ist ein unerquicklicher, meist schlafen nur gewisse Körperteile ein: die Arme, die Beine, die Ellbogen. Dazu kommt, dass die Betten klein und schmal und kurz sind.
In der Nacht werden wir geweckt. Ein Security Typ will unsere Pässe sehen.

 

 

 

 


Donnerstag 25 Juni
Das Hotel Deewo liegt in einer Schlinge des Flusses. Die Brücke ist mit Maschinengewehrposten verunsichert. Das Hotel befindet sich in der Nähe der Brücke, aber auch hinter dem Hotel, einer Wellblechbude im übrigen, fliesst der Fluss. Der Fluss ist breit und schmutzigbraun, das Zentrum der Stadt liegt in der Schlinge des Flusses.
Heide ist mit Franzis und zwei amerikanischen Ordensschwestern zum Markt unterwegs. Ich liege auf dem üblichen Stahlrohrbett mit Drahtnetzbespannung. Die Schaumstoffmatratze habe ich entfernt, da ich Angst habe, darin zu verschmoren. Wahrscheinlich gelangt dieses Produkt nur deShalb in die entlegensten Gegenden, weil es selbst auf einen vollbeladenen LKW noch aufgeladen werden kann. Ich habe also auf die durchhängende Metallbespannung mein in Ios, Cyclades, am Strand von Mylopota gefundenes bedsheet gebreitet. Fine combed percale, 100% cotton Lady Peperell 81x108 size before hemming made in usa. Die kaputte Eisendrahtbespannung durchlöchert schon das Tuch und ohne Matratze lässt sich das Mosquitonetz nicht leicht verspannen.
Die Frauen kommen vom Markt zurück, bringen eine Wassermelone und gehen wieder. Franzis bleibt bei mir. Es ist ziemlich heiss und keine Wolke am Himmel. Die offene, roh zusammengenagelte Zimmertüre knarrt in den Angeln. Ich blicke auf eine Blechbude im Hof. Dieselbe dient als Gepäckaufbewahrung. Wenn sie geöffnet wird schwingt und scheppert das ganze Ding. Beim Zumachen muss die Blechtür ordentlich ins Schloss geschlagen werden.

Mein Fuss ist derart lädiert, dass ich gezwungen bin, in einer Teebude nahe dem Hotel zu verharren. Heide und Franzis kommen mit einem Arzt des Hospitals und einem Apotheker, der übersetzt, zurück. Man empfiehlt mir eine Reihe von Medikamenten, doch plötzlich ist besonders wichtig, dass wir zum NSS, National Security Service, verbracht werden. Ein Fahrzeug wird aufgehalten, zusammen mit dem Arzt samt Dolmetscher, Verkehrspolizist und einem Typ, der die ganze Zeit schon um die Teebude herumgelungert ist, werden wir zum office des NSS gebracht. Der Kommandant begrüsst uns schweigend und ernst. Wir müssen Platz nehmen. Zehn Personen stehen im Raum herum. Was geht hier vor? Der chief hält eine Volksrede, der Dolmetscher übersetzt. Willkommen in diesem Land. Die beiden Länder sind Brüder. Überall wird gekämpft, aber subax wanaaxan, welcome, this is Somalia, this is Luugh, hier herrscht Friede, das ist der NSS und für unsere Sicherheit verantwortlich. Wenn wir nach Mogadisho, Merka oder Baidoba oder wohin auch immer reisen, der NSS wird für unsere Sicherheit sorgen. Wenn wir nach Hause zurückkehren, dann werden wir nicht sagen müssen, dass hier für unsere Sicherheit nicht gesorgt worden ist, und wenn er, der chief, einmal nach Austria kommen wird, dann wird er auch froh sein, wenn er dort willkommen geheissen wird. Unnötigerweise teile ich ihm mit, dass ich kein office habe. Heide aber lädt ihn in ihr Haus ein.
Fahren wieder zurück ins Wellblechhotel Deewo. Der Arzt Yussuf Ibrahim behandelt meinen Fuss und ich verbringe den Rest des Tages unterm Mosquitonetz.
Der Abend ist diesmal völlig windstill. Das verheisst nichts Gutes. Die Mosquitos sind im Einsatz, die Hitze ist enorm.


Freitag 26 Juni
Episode mit einem kleinen Äffchen, das im Hotel als Haustier gehalten wird.
Liege fusskrank unterm Netz und das Tier kraxelt darauf herum. Das verursacht Nervosität und Flüche. Der Bub, der das Äffchen bringt, ist einigermassen verunsichert. Sein Gesichtsausdruck wechselt zwischen Schreck, Frohsinn und Schock. Franzis ist auch irritiert und weint. Schliesslich kommen Eileen und Sofie und erlösen mich aus dem Elend.
Heide besorgt die Medikamente Radiocillina und Prochaine Penicillin. 3000000 I.E./ I.U./U.I. per vial/per flacon/par ampolla. For intramuscular injection. Pour l'injection intrmusculaire. Para inyeccion intrmuscular. Biochemie Gmbh Wien.
Eileen versorgt mich mit Lotrimin, brand of clotrimazole solution, USP1%, for dermatologic use only. Caution federal law prohibits dispensing without prescrition. Each ml contains 10mg Clotrimazole cUSP in a nonaquaerous vehicle of polyethylen glycol 400.
Weiters verwende ich Maxacycline ointment. Each G contains 30 mg tetracycline hydrochloride cB.P. for use under medical direction. MAC's pharmaceuticals. Nairobi.
Die Logamel Crema, die ich von Schwester Renata in Mandera bekommen habe, ist noch unbenutzt. Composizione: 100mg di crema contengono fluma tasone pivalato
0,02g. 2,4,4'-trichlora-2-idrossidifenilatere, 3g accipienti: aqlcool cetilico 6,5g, alcool stearilico 65g, esadecilpalmitato5g, vaselina bianca, 5g, sodio laurilsolfato 1g, glicerina 12g alcool feniletilico 1g, aqua 59,48g,. Ciba Geigy S.p.A., Origgio (VA) Officino consortale di Milano.

Mithilfe von Sofie und eines pickUp Besitzers übersiedeln wir in ein anderes Hotel. Hotel Maka. Es ist mit einem Innenhof ausgestattet, ein Landrover parkt dort. Entlang der Zimmer verläuft ein überdachter Gang, ein staubiger. Im Bett liegend sehe ich wieder den filigranen Dachstuhl und das Wellblech. Bei drei Lagen Wellblech in 30cm Abstand kann eventuell der Eindruck entstehen, dass zur Sonne hin eine gewisse Abschirmung besteht. So aber hat es Ähnlichkeit mit einer Art Folientunnel. Nicht zufällig sind die Hütten der Einheimischen mit einer dicken Auflage einer Grasart oder ähnlichem bedeckt.
Wir liegen paralysiert auf den Betten. Nur Franzis kramt im Gepäck herum, packt Medikamente aus, öffnet Tuben, zerknittert Beipackzettel. Sie bringt es fertig, dieses total violette Desinfektionsmittel Gentain Violet zu verschütten. Radiocillina, Radiumpharma Milano, chaques flacon contiens.... Die weiteren Schriftzeichen auf dem Etikett sind bestenfalls mit einer Lupe zu entziffern. Sie wäscht ihren Teddybären, ein Polarbär, den sie von Esther de Luka in Mandera bekommen hat. Mit dem nassen Bären kommt sie dann nicht zurecht. Zwischendurch wirbelt sie Staub auf vor der Zimmertüre indem sie im Boden herumgräbt und schaufelt. Hin und wieder verschwindet sie im Hof. Auch den KunststoffWasserkrug, den man hier auf die Toilette mitnimmt, lehrt sie im Sand aus. Dieses Treiben aber wird von einem orthodoxen Moslem beendet.


Samstag 27 Juni
Seltsam. Die ganze Nacht kein einziger Vertreter der ansonsten allgegenwärtigen Repräsentanten eines Irrtums der Natur. Und ganz wenige Fliegen. Das Zimmer hat zwei Fenster. Eines in den Hof und eines hinaus auf eine breite Sandstrasse, aber Sand ist hier alles. Oder Staub. Dahinter die schönen, grossen runden Hütten, kunstvolle Gebilde aus Stämmen, Ästen und Zweigen. Zwischen eingegrabenen Palmholzstämmen sind Äste ganz dicht aufgestellt, auch wiederum im Boden steckend. Die Hütten haben oft einen Baldachin ähnlichen Anbau und ein weitläufiger Zaun umgibt das ganze Areal. Gebaut aus Palmholzstämmen und dicht stehenden Ästen, die aussen und innen durch Querverbindungen verstärkt und stabilisiert sind.
Die rechteckigen Buden, in denen Waren verkauft werden, sind mit Wellblech gedeckt.
Die Strasse führt von der Brücke hierher. Im Anschluss an die Hütten sind die Wellblechdächer der Lagerhallen der mit dem Flüchtlingswesen beschäftigten internationalen Organisationen zu sehen.
Unser heutiges Frühstück besteht aus mindestens einem Dutzend Canjeelos, hauchdünne, säuerlich schmeckende, Palatschinken ähnliche Teiggebilde, und Fleischsuppe. Dazu zwei weitere Teller mit kleingehacktem Lammfleisch, zart und weich, und vier Cha. Das zusammen kostet 120 Sh. Es ist so ausgiebig, dass wir weitere angebotene Canjeelos und klare Suppe abwinken müssen.
Franzis wälzt sich auf der Schaumgummimatratze. Ihr Gesicht ist schrecklich zerstochen seit der Nacht im Hotel Deewo. Sie nimmt einen Somali Shilling in den Mund. Ich habe den Eindruck, dass sie nach ein paar Stunden Aktivität wieder bettreif ist. Verfrachte sie unters Mosquitonetz und begebe mich eingedenk meines kranken Fusses auch gleich dorthin. Allein aus dem Schläfchen wird nichts.
Schäle uns eine reife Mango und schneide das gelbe aromatisch riechende Fruchtfleisch vom Kern.
Eine Mango kostet 15 Sh. Angeblich bekommt man für einen Dollar 150 Sh. Der grösste Geldschein notiert mit 100 Sh. Ein Cha, Tee, kostet 5 Sh.
Heide und Franzis werden von Sofie abgeholt. Bleibe mit meinem violetten, lädierten Fuss zurück. Dank verschiedenster Medikamentation geht es schon besser.
Unser Zimmernachbar besucht mich. Er ist angeblich aus Berbera angereist und nach Nairobi unterwegs, von wo aus er nach Canada gelangen will, wo sein Bruder schon ist. Hier ist ihm bereits langweilig. Vom Beten ist er nicht sehr überzeugt. Er bricht auf um Mirá zu finden oder eine Art selbstfabrizierten Alkohol. Otherwise the day becomes so long.


Sonntag 28 Juni
Besuchen das Elu Care office. Emergency Logistic Unit. Hier treffen die italienischen Fiat LKW Züge mit den Gütern aus aller Welt ein. In der Nähe des office befinden sich vier Wellblechhallen, grain stores, dort werden die Waren zwischengelagert und dann in die refugee camps weitertransportiert. In den camps gibt es wieder stores, wo die Waren verteilt werden. Im office sprechen wir mit einem Mann aus Indien. Er bietet uns eine Fahrt im LKW nach Mogadisho an. Eine Selbstverständlichkeit. Der Herr mit dem perfekten Haarschnitt war schon einmal in Vienna und in Salzburg, wenn nicht sogar in Bad Ischl. Er erzählt uns auch, dass er unter Prime Minister Nehru in der airforce tätig war und als security officer letzteren auf Reisen begleitet und somit ziemlich alle capitals der Erde gesehen hat.
Besuchen einen finnischen Ingenieur, der in der Nähe eine neue Halle aufstellt. Er ist ein lockerer Typ und bietet uns für Morgen eine Mitfahrgelegenheit nach Mogadisho an. Dort trifft er sich mit seinen Töchtern und seiner Frau.
Seine Arbeit hier ist Planung und Bau von grain stores. Anscheinend macht er alles selbst. Er organisiert das Material, die Fahrzeuge und Maschinen. Dann reist er an, besucht den district commissioner und den chief of police, heuert ungefähr 150 Leute an, lässt einen Zaun um das Baugelände errichten usw. Soldaten befinden sich auf der Baustelle. Es wird auch während der Nacht gearbeitet, helles Scheinwerferlicht erstrahlt. Der Ingenieur wohnt in einem WohnContainer mit Ikea Bett, Kühlschrank, Klimaanlage und Safe. Unter dem Kopfpolster liegt der Trommelrevolver. Wenn die Lagerhalle fertig ist, baut er in einem anderen Ort die nächste.
Besuchen dann das Unhcr office. Die blaue Fahne flattert im Wind. Am Tor mindestens fünf security Typen, das umzäunte Gelände eine Wüstenei, Schotter und Wohncontainer, ein riesiger Dieselmotor in einem Verschlag, diverse andere Container und containerähnliche Fertigteilhäuser. Der erfolgreiche UN Filialleiter Mark Phillips kommt aus Los Angeles und seine Karriere hat beim peace choir begonnen, in Afghanistan.


Montag 29 Juni
Franzis hat Geburtstag. Frühstück in einer Bude zwischen Hotel Maka und Elu Care grain stores und Unhcr office. Die Tische sind sehr niedrig und unbeweglich. Die Tischbeine sind in den Boden gerammt oder vergraben, darüber sind Bretter genagelt und ein unnötiges Kunststofftuch gespannt. Der Koch bringt uns Teller mit Canjeelos, über die er eine saure Fleischbrühe giesst, aber nur wenig, damit die Canjeelos nicht allesamt aufgeweicht werden. Zusätzlich gibt es noch eine klare, heisse Brühe zu trinken und ein Teller mit kleingeschnittenem, zartem Fleisch, mit Kreuzkümmel gewürzt. Dann bringt uns der Koch als Kostprobe noch die frisch angebratene Leber der Ziege, die er heute geschlachtet hat und einen Teller Knochen zum Abnagen. Andere Gäste bestellen oft nur Fleisch. Der Koch bringt frisch vom Holzkohlenfeuer ein paar Fleischstücke, Rippenstücke und Schlögel, der Gast nimmt alle prüfend in die Hand und entscheidet sich schliesslich für eines. Der Rest wird wieder in den kochenden Topf gelegt. In gewandter Weise wird in kurzer Zeit das pure Fleisch verspeist. Der Gast wäscht sich ausserhalb der Bude und wischt sich das Fett mit Zeitungspapier Servietten von Gesicht und Händen.
Trinken später beim Viehmarkt in einer Bude Tee. Elende süsse Brühe mit Waschmittel Omo Schaum. Je weniger Wasser, desto mehr Omo.
Fahren mit Schwester Sofie, die in Wirklichkeit Sylvia heisst in das refugee camp Ali Matan, wo sie und Eileen sich zwei Mungus, runde Hütten, bauen lassen. Dazu noch Küche, einen Lagerraum und Toilette. Der Baumeister ist da, diverse Details werden von den Ordensschwestern besprochen. Angeblich streiten sie schon seit Wochen mit dem Baumeister/Polier.
Unfern fliesst der Fluss Juba. Das Ufer ist sehr steil und bis zur Wasserlinie sind es einige HöhenMeter. Anfang Mai aber, als es geregnet hat, ist der Fluss über das Ufer getreten und hat alles überschwemmt. So ist es hier, entweder draught oder flood. Fahren durch zwei weitere Dörfer, auch refugee camps. Unterscheiden sich kaum von dem Dorf, wo wir jetzt wohnen, am Stadtrand von Luugh.
Wo immer wir auftauchen, laufen alle Kinder zusammen.


Dienstag 30 Juni
Ausgiebiges Frühstück. Zumindest für mich. Franzis isst nichts, Heide kaum etwas. Es bleiben also etwa drei bestellte Portionen Canjeelos für mich. Dazu zwei Teller von dem kleingehackten Ziegenfleisch, ein Teller mit frisch gebratener Leber und einige Knochen zum Abnagen und nicht zuletzt zwei Teller klarer Suppe, nebst Zwiebel, Pfefferonis und Tee. Wie man sich nur soviel hineinschieben kann. Das gestrige Abendessen war ähnlich umfangreich, sodass wir jetzt besser abreisen, es gibt keine Steigerung. Heide und Franzis haben schon das Handtuch geworfen. Bloss ich esse noch. Dann liegen wir wieder auf den Betten, zwischendurch schütten wir uns einen Kübel Wasser über den Kopf. Jedenfalls ist Franzis das schon langweilig.
Am Nachmittag Abfahrt nach Mogadisho. Der finnische Ingenieur Kalevi Pietelä nimmt uns mit in seinem komfortablen Toyota Land Cruiser. Air conditioned. In Mogadisho empfiehlt er uns das Hotel Croce del Sud und bringt uns auch dort hin. Eileen von den Maryknoll Sisters verabschiedet sich von uns und geht zu italienischen Ordenschwestern. Gerade als die italienische Managerin des Hotels Croce del Sud aus dem office kommt, machen wir Bekanntschaft mit zwei Österreichern, die im Hotelfoyer in einer message-Kiste nach einem Telex Ausschau halten. Wir entfernen uns mit ihnen hinter die Kathedrale in das Büro des einen. Caritas Somalia, Ernst Melbinger. Der andere versucht ein Geschäft mit Spinnereimaschinen abzuwickeln, sagt aber, dass es nicht so läuft wie geplant. Wir kosten gekochte Schildkröteneier und verbringen dort einige Zeit bis es total dunkel wird, dann bringen uns die beiden im feudalen Puch G Geländewagen zu verschiedenen Hotels, die aber alle full sind. Angeblich ist heute ein Staatsfeiertag. Schliesslich verabschieden sie uns in einem eher teuerem Hotel, einem dreistöckigen ums Eck gehenden Kasten. Besichtige zwei Zimmer und beziehen im dritten Stock Nummer 318 oder 319. Sehr bald schon missfällt mir der Ort. Das Fenster lässt sich nicht öffnen, dafür gibt es Klimaanlage, die vom Zimmerkellner gleich eingeschaltet wird. Der Teppichboden ist einigermassen fleckig, aus der Toilette riecht es.
Packen alles wieder zusammen und suchen das Weite. Nicht ohne Schwierigkeiten. Dann auf der Strasse in der Dunkelheit. Wohin?. Heide hat keine Freude mit dieser Wendung des angebrochenen Abends nach einer anstrengenden Fahrt. Franzis ist müde und ich muss sie tragen. Besessen von einer fixen Idee gelingt es mir, nahezu ein Dutzend weiterer Hotels aufzuspüren, die aber alle full sind. Mit Gepäck noch dazu. Dann bin nicht nur ich völlig erschöpft und wir fallen endlich ins Hotel Maka, wo es kühl ist, einem der besten Hotels der Stadt. Leider zu teuer für uns, bin ich überzeugt. In der Reception behandelt man uns aber sehr freundlich, vermittelt uns telefonisch das Hotel Croce del Sud und bestellt uns auch noch ein Taxi. So landen wir wieder im Hotel Croce del Sud, das übrigens dann genauso teuer ist wie das Hotel Maka.